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Fußball

Derby Modus an!

Derbysieg in Köln – was spricht dafür, was dagegen?

Von Norbert Krings - Fortuna Düsseldorf hat zuletzt gewonnen, aber beim 2:1 gegen Hertha BSC keine gute Leistung gezeigt. Wenige Tage vor dem Rhein-Derby, dem Spiel beim aktuellen Tabellenführer der 2. Fußball-Bundesliga, drängt sich der Eindruck auf, mit einer derartigen Leistung keinen Blumentopf in Köln gewinnen, geschweige denn drei Punkte mitnehmen zu können. Doch einerseits sind die Spiele dieser Spielklasse in der laufenden Saison völlig unberechenbar, andererseits hat das Team von Daniel Thioune oft genug bewiesen, sich bei schwierigen Aufgaben krass steigern zu können. Was also spricht für einen Erfolg beim rheinischen Rivalen und was dagegen? Im D.SPORTS INSIDE blicken wir auf die Chance von Fortuna, ob sie in Köln gewinnen kann. 

Pro Fortuna:
Nervenstärke: Die Mannschaft von Fortuna Düsseldorf hat sich in der Vergangenheit bei schwierigen Aufgaben oft genug auf den Punkt konzentriert gezeigt. Das beste Beispiel dafür ist das Pokalspiel beim FC St. Pauli in der vergangenen Spielzeit. Damals hat die Fortuna den in starker Form spielenden Zweitliga-Spitzenreiter in einem aufopferungsvollen Kampf niedergerungen. Und diesmal ist es kein Endspiel, in dem die Fortunen wie im Relegations-Rückspiel alles gewinnen, aber auch alles verlieren können. Die nervliche Belastung sollte also diesmal keine so große Rolle spielen. Zudem haben die Gäste am Sonntag im Hinterkopf den Vorteil, dass sie im Hinspiel einen Rückstand in letzter Sekunde noch in ein 2:2 drehen konnten. Zudem haben sie zuletzt gewonnen, während die Kölner in Magdeburg klar 0:3 verloren haben.

Defensivstärke: Fortuna verfügt über eine Defensive, die angeführt von Kapitän Florian Kastenmeier im Tor genau weiß, worauf es auswärts ankommt. Fortuna hat in zehn Auswärtsspielen nur neun Gegentore kassiert und davon in nur einer Partie auf fremdem Boden nicht gepunktet. Zudem wurde die Mannschaft mit drei Siegen und zwei Unentschieden im Jahr 2025 überhaupt noch nicht bezwungen. Das Selbstvertrauen der Düsseldorfer wird sicherlich nicht kleiner sein als das des Tabellenführers. Und die Mannschaft von Daniel Thioune wird die Unterstützung der über 5.000 Fortuna-Fans bei einer großartigen Atmosphäre spüren. Das wird sie so inspirieren, dass die Spieler über sich hinauswachsen werden.

Offensivstärke: Vorausgesetzt, dass Fortuna wieder mit zwei Spitzen spielen und so effizient sein wird wie gegen die Hertha, werden die Kölner ihre Probleme bekommen. Dabei hat sich der bisherige Torjäger Dawid Kownacki auch als kongenialer Vorbereiter für seinen 45 Minuten lang tätigen Sturmpartner Dzenan Pejcinovic erwiesen. Das Zusammenspiel der beiden Angreifer wird immer besser und lässt für den Rest der Saison noch einiges erhoffen. Auch Myron van Brederode und dann auch wieder Momo Kwarteng sollten sich steigern können.

Teamgefühl: Die Mannschaft von Fortuna Düsseldorf lebt in der Liga in dieser Saison von einem starken Zusammenhalt. Aus den Pleiten in Dresden, gegen Kaiserslautern und Magdeburg hat die Mannschaft ihre Lehren gezogen. Sie gibt sich auch bei Rückständen nicht auf und zeigt Widerstandsfähigkeit. Zudem hat das Glück oft genug auf der Seite der Fortuna gestanden.

Contra Fortuna: 
Formschwäche: Es war nicht zu übersehen, dass in den jüngsten Spielen die Form bei mehreren Fortunen, die sich auf dem Rasen bewegten, nicht besonders gut war. Zu schwankend waren die Formkurven der Fortunen – vielleicht einmal abgesehen von Torwart Flo Kastenmeier, Abwehrchef Tim Oberdorf sowie Spielmacher Isak Johannesson. Alle anderen präsentierten sich mit schwankenden Leistungen. In der Rangliste der gewonnenen Zweikämpfe liegt Fortuna auf dem vorletzten Platz in der Liga, so kann sich wohl auch kaum jemand über gewonnene Zweikämpfe Selbstvertrauen holen.

Aufbauspiel: Es ist in der Liga längst kein Geheimnis mehr, dass die Fortuna (derzeit) deutliche Probleme im Aufbauspiel hat. Das liegt zum einen daran, dass die Mannschaft meist nur ganz schwer ins Spiel findet. Zu selten wurde, wie gegen Braunschweig, ein frühes Tor erzielt, um den Gegner sofort unter Druck zu setzen. Das größere Manko aber sind die vielen unnötigen Ballverluste im Spielaufbau. Was die Ursache für diese Unsicherheit bei so technisch versierten Profis sein kann, ist auch vom Trainer noch nicht überzeugend zu erklären.

Zu wenig Kreativität: Das mussten Spieler und auch Trainer zugeben: die spielerische Qualität ließ zuletzt arg zu wünschen übrig. Das bedeutet, dass zu wenig Ideen im Spielaufbau vorhanden sind, dass das Tempo im Spiel viel zu gering war, es keine Feinheiten wie Doppelpässe oder erfolgreiche Dribblings gegeben hat und auch die Zahl der Abschlüsse war ziemlich übersichtlich. Was die Mannschaft durch die vergangenen zwei, drei Jahre begleitet, ist außerdem die mangelhafte Flankenqualität, auch wenn zuletzt ein Freistoß letztlich zum Siegtreffer gegen Hertha geführt hat. Tore in Folge einer Ecke hat es schon lange nicht mehr gegeben. Und ein Fernschuss-Tor wie das von Johannesson gegen Ulm, hat ebenso Seltenheitswert. Auf den Punkt gebracht, Fortuna hat für ein Spitzenteam zu wenig Torabschlüsse, und viele davon sind völlig harmlos.

Kontrollverlust: Aus den spielerischen Defiziten ergibt sich auch die fehlende Kontrolle im Spiel. Zwar gehört die Fortuna bei der Laufleistung zu den besten Mannschaften. Aber eine längere Ballbesitzphase mit geschicktem Aufbau und Spielkontrolle wird im Spiel der Düsseldorfer vermisst, vielleicht auch weil in wichtigen Momenten die teilweise unnötigen Läufe nach Ballverlusten zu viel Kraft abverlangen.

Statistik: Das in letzter Sekunde von Jona Niemiec erzielte Tor zum 2:2 im Hinspiel war ein gefühlter Sieg der Fortuna. Insgesamt sind die beiden Mannschaften in den vergangenen 25 Jahren (zu) selten aufeinandergetroffen. Seit 2013 hat die Fortuna nicht mehr gegen Köln verloren, dazwischen lagen aber auch nur drei weitere Spiele, von denen eines durch die Fortuna im November 2019 in der Bundesliga mit 2:0 gewonnen wurde. Rouwen Hennings und Eric Thommy (langer Sololauf) hatten damals die Treffer erzielt. Den letzten Sieg in der 2. Bundesliga gegen den rheinischen Rivalen feierten die Düsseldorfer am 23. April 1999 mit 2:1 durch zwei Tore von Marek Lesniak.

Mit D.SPORTS INSIDE liefern wir ab sofort regelmäßig tiefergehende Analysen und Insights rund um die Düsseldorfer Topklubs und den Düsseldorfer Spitzensport.