Es ist eine späte, aber hochverdiente Ehre für einen der größten Düsseldorfer Sportler der Geschichte. Die nagelneue Sports Hall of Fame Düsseldorf ist mit einem absoluten Hochkaräter eröffnet worden. Weltmeister-Torhüter Toni Turek wurde als allererste Persönlichkeit in die Ruhmeshalle des Düsseldorfer Sports aufgenommen. Die Fachjury war sich sofort einig – Turek ist die ideale Erstaufnahme in die Hall of Fame.
Die Würdigung für den 1984 verstorbenen „Helden von Bern“ fand standesgemäß in der MERKUR SPIEL-ARENA am Sonntag beim Heimspiel von Fortuna Düsseldorf gegen den 1. FC Kaiserslautern statt. Bei dem Verein also, für den Turek 133 Pflichtspiele bestritt.
Stadtdirektor Burkhard Hintzsche überreichte die Hall-of-Fame-Auszeichnung an Oliver Turek, den stolzen Enkel des ehemaligen Fortuna-Schlussmanns. Turek, der zwischen 1950 und 1956 das Tor der Rot-Weißen hütete, ist damit offiziell die erste Aufnahme in der Hall of Fame. Doch wer war dieser Torwart, der so viel mehr war als nur ein Düsseldorfer Fußballspieler?
Wie Turek einen Sportreporter entfesselte
Toni ist eigentlich kein Toni. Sondern ein Anton. Doch als Anton kennen ihn die wenigsten. Spätestens seit dem 4. Juli 1954 genießt er in Deutschland Kultstatus. Seit dem Tag an dem im Berner Wankdorfstadion das „Wunder von Bern“ geschah. Ohne Tureks unglaubliche Paraden im Finale gegen die schier unschlagbaren Ungarn wäre der erste deutsche WM-Titel im Fußball für Deutschland ein Wunschtraum geblieben.
Turek selbst galt als stoische Ruhe in Person, dessen aufreizend lässige Spielweise Bundestrainer Sepp Herberger regelmäßig zur Weißglut trieb. Denn Toni blieb bei manchen Schüssen fast regungslos auf der Linie stehen. Der Grund dafür einfach wie einleuchtend. Turek konnte oft schon frühzeitig die Flugbahn erahnen.

Tureks Enkel Oliver Turek (l.) nahm die Auszeichnung von Björn Borgerding und Stadtdirektor Burkhard Hintzsche (r.) entgegen. Foto: Kenny Beele
Im Finale entfesselte Turek auch den Radioreporter Herbert Zimmermann. Als Turek in der 66. Minute einen Schuss von Nándor Hidegkuti abwehrte, überschlug sich Zimmermann am Mikrofon: „Abgewehrt zur Ecke! Turek, du bist ein Teufelskerl! Turek, du bist ein Fußballgott!“ Ein Zitat, das legendär wurde, aber so brisant, dass Zimmermann sich später öffentlich entschuldigen musste. Fußballgötter - die Begrifflichkeit verstörte viele damals. Die Bezeichnung galt als äußerst anstößig - auch als Teil eines überschwänglichen Freudentaumels.
Das Archivband wurde neu geschnitten und die Stelle durch „Toni, du bist Gold wert“ ersetzt. Zum Glück gibt es aber noch das Original – der erste deutsche Weltmeister-Torwart wurde, zumindest für einen Moment, unsterblich. Turek ist übrigens der einzige deutsche WM-Torhüter, der kein einziges Weltmeisterschaftsspiel verloren hat!
Der Weltmeister an der Stempeluhr
Was viele beim Blick auf die Helden von Bern vergessen: Sie waren keine Millionäre, sondern meist im Alltag eingebunden wie die allermeisten von uns. Turek, 1919 in Duisburg geboren und gelernter Bäcker, konnte vom Fußball nicht leben. Er arbeitete als Angestellter bei der Rheinbahn in Düsseldorf.
Die Anekdoten dazu sind so legendär wie die Paraden Tureks: Um überhaupt bei der WM in der Schweiz dabei sein zu können, musste sich der Nationalkeeper vier Wochen Sonderurlaub genehmigen lassen. Und das bekam er nur, weil der DFB für die Zeit seinen Lohnausfall übernahm. Für die vierwöchige Abwesenheit kostete der Keeper den DFB gerade einmal 537,79 D-Mark – also knappe 19 Mark pro Tag!
Nach dem triumphalen Sieg kehrte der frischgebackene Weltmeister an seinen Schreibtisch bei der Rheinbahn zurück. Seine Prämie? 2000 Mark, eine goldene Armbanduhr und ein DKW-Mittelklassewagen. Und die wohl kurioseste Zuwendung: Die Monatsmiete für seine Garage in Erkrath wurde von 20 auf 15 Mark ermäßigt.
Später sagte er rückblickend: „Ich bin mir da mit Fritz Walter einig. Wir haben die schönere Zeit mitgemacht, hatten ein besseres kameradschaftliches Verhältnis untereinander als die Profis heute.“
Tureks Andenken in Düsseldorf ist vielfältig gesichert
Jetzt ist Turek auch Teil der Sport Hall of Fame Düsseldorf. Vor der MERKUR SPIEL-ARENA seht ein lebensgroßes Denkmal, bei dem es das Fortuna-Idol zum Anfassen gibt. Am Flinger Broich gibt es das Toni-Turek-Haus, er ist Teil der von Fortuna-Fans bestimmende Jahrhundert-Elf des Clubs. Und in Stockum besuchen Kinder die Toni-Turek-Realschule.
Die Düsseldorfer Fußballlegende, sie lebt weiter in unserer Stadt. Und die Aufnahme von Toni Turek in die Sports Hall of Fame Düsseldorf ist nur der Anfang. Neun weitere Sportpersönlichkeiten sind von der Jury bereits benannt worden. Sie werden im Rahmen der D.SPORTS AWARDS am 20. November in der Rheinterrasse der Öffentlichkeit präsentiert.
