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Fußball

Braunschweig als Endstation Sehnsucht?

Fortuna hofft aber auf den Dreier bei einem Lieblingsgegner

Von Norbert Krings – Es ist „the same prozedure as last week“ und zuletzt jede Woche davor: Fortuna muss am Samstagmittag in Braunschweig gewinnen, um sich die Aufstiegschance zu erhalten. Ein Punktgewinn könnte theoretisch helfen, aber immer nur allein auf die Konkurrenz zu hoffen, kann letztlich nicht mehr zielführend sein. Zudem haben es die Düsseldorfer als Tabellen-Sechste es derzeit nicht mehr selbst in der Hand, den entscheidenden Schritt ohne Patzer der Konkurrenz zu machen.

Der Trainer strahlt Zuversicht aus…
1. … weil Daniel Thioune erklären konnte, dass seine Spieler ihm wieder so komplett zur Verfügung stehen, dass es in personeller Hinsicht keine Ausreden geben kann – auch wenn Emma Iyoha seit Dienstag nicht mehr trainieren konnte und auf jeden Fall in Braunschweig (wegen natürlich muskulärer Probleme) nicht antreten kann. Anders sieht zum Glück die Sache bei Dawid Kownacki aus, dessen Schonzeit zu Ende ist und er alle Trainingseinheit trotz noch vorhandener Beschwerden im Adduktorenbereich absolvieren konnte. Ansonsten fehlen nur die Dauerverletzten Vincent Vermeij, Dzenan Pejcinovic, Marcel Sobottka, Tim Rossmann sowie Moritz Kwarteng. Keiner dieser genannten Spieler wird in dieser Saison noch eine größere Rolle spielen – Vermeij höchstens noch einmal in Magdeburg als Einwechselspieler auflaufen. Hamza Anhari und Jan Boller von der U23 werden den Kader auffüllen.

2. …weil die Aufholjagd gegen den 1. FC Nürnberg und der offensiv erzeugte Druck, aber auch die Spielweise in der Offensive Thioune überzeugt haben, dass es nun wieder deutlich leichter fällt, Torchancen herauszuspielen. Da auch die Fehler seiner Mannschaft sehr offensichtlich waren, hat Thioune mit seinen Spielern in der kompletten Trainingswoche an der Restverteidigung und dem Defensivverhalten bei Umschaltsituationen des Gegners gearbeitet. Eine der letzten Eintracht-Torerfolge sind auf die Kontergefährlichkeit der Braunschweiger Eintracht zurückzuführen.

3. …weil es ist acht Jahre her, dass die Eintracht ein Heimspiel gegen die Fortuna gewinnen konnte. Auch das Hinspiel schien deutlich zu machen, dass dieser Gegner dem Thioune-Team irgendwie liegt. Mit 0:5 geschlagen schlichen die Spieler der Eintracht aus der MERKUR SPIEL-ARENA. Auch als Trainer, betonte Thioune, dass er selten mit seinen Mannschaften gegen die Eintracht verloren habe. Doch wie sagt es der 50-Jährige auch so gerne: „Es zählt nur der Augenblick, auf Statistiken gebe ich nicht viel.“

4. …weil Fortuna am Montag ihr 130-jähriges Bestehen feiert. Wenn das kein Grund zum Feiern ist, weiß es wohl kein Fan dieses Vereins. Mit einer Kneipentour durch die Altstadt, vielen Legenden des Klubs aus der Vergangenheit  und der gesamten aktuellen Mannschaft, die mit unterwegs sein wird, kann gefeiert werden. Welcher Spieler möchte sich da beschimpfen lassen, dass er in Braunschweig zwei Tage zuvor nicht alles gegeben habe. 

„Braunschweig hat an Stabilität deutlich gewonnen“

Zuletzt hat Braunschweig fünfmal am Stück nicht verloren. „Wir messen diesen Gegner an der derzeitigen Formstärke“, sagt Daniel Thioune über den Gegner, der mit einem Sieg vorzeitig bereits den Klassenerhalt sichern könnte. Das Team aus Niedersachen ist gewachsen, weil man dem Trainer und der Mannschaft bei der Eintracht Zeit gegeben habe. „Wir dürfen definitiv nicht so lange warten, um in die Partie zu finden“, sagt Fortunas Coach, „auch wenn sich der Gegner vor allem über Umschaltmomente und Konterfußball aktuell definiert.“ Da habe seine Mannschaft in der Vorwoche als verteidigendes Team deutliche Schwächen gezeigt.

Über große Systemfragen will Daniel Thioune nicht groß öffentlich diskutieren. Dass es an einer Spielweise mit einem konzentrierten Mittelfeld bleiben wird, besteht ohnehin kein Zweifel. „Es war nicht das System, das uns die Gegentore eingebrockt hat, sondern die individuellen Fehler“, sagt der Trainer. „Die Restverteidigung wird künftig besser funktionieren, weil wir dann plus eins – also in Überzahl – defensiv stehen werden.“ 

Fortuna hat nach dem SC Paderborn (24 Tore) die meisten Tore durch Einwechselspieler erzielt. Eines dieser 21 Jokertore hatte am vergangenen Wochenende Shinta Appelkamp (zum 3:3) geschossen. Daher erhielt er jetzt auch ein ausführliches Lob seines Trainers, aber erneut keine Einsatzgarantie. „Ich habe das Gefühl, dass die Spieler wie Shinta oder Danny Schmidt zwar unglücklich waren, dass sie nicht sofort auflaufen durften, aber zwischen den Spielern und mir nichts steht.“ Entsprechend habe er sich sehr über die drei Tore der beiden eingewechselten Spieler gefreut. „Ich belohne gut Spiel- und Trainingsleistungen, aber in der Vorwoche haben die beiden Spieler nicht den Eindruck hinterlassen, als müssten sie unbedingt von Anfang an spielen.“ Appelkamp bezeichnete der Trainer als „geilen Zocker“, der ihm jeden Tag im Training Spaß bereite. Und das möchte Thioune auch im Spiel vom Deutsch-Japaner öfter sehen. 

Shinta Appelkamp wird trotz allem in Braunschweig wohl auflaufen, weil es auch auf mehr spielerische Ansätze ankommt. So kann zudem Isak Johannesson wieder etwas mehr aus der Tiefe kommen, was dem Isländer wohl besser als die Zehner-Rolle liegt. Eine weitere Veränderung könnte es in der Abwehr geben. Matthias Zimmermann wird mal wieder auf die Außenverteidiger-Position zurückkehren. Am vergangenen Samstag machte seine Aufgabe im Verlauf der zweiten Hälfte nicht so schlecht. Das könnte sowohl der Abwehr Stabilität als auch dem Flügelspiel etwas mehr Dynamik verleihen.

Mögliche Aufstellung: Kastenmeier – Zimmermann, Oberdorf, Siebert, Gavory – Haag, Johannesson - Appelkamp, van Brederode - Kownacki
Kader: Schock – Hoffmann, Schmidt, Niemiec, Lunddal, Anhari, Boller, Affo, Jastrzembski
Nicht dabei: Kwasigroch – Iyoha, Kwarteng, Rossmann, Sobottka, Vermeij, Pejcinovic (alle verletzt)