Von Norbert Krings -Gelingt in dieser Saison der Klassenerhalt, würden die Basketballer der ART Giants wohl mehr als nur drei Kreuze machen. Es wird unglaublich eng, vor allem weil auch noch am vorletzten Spieltag das Abstiegsduell bei den augenblicklich punktgleichen Artland Dragons auf dem Programm steht. Aber bis dahin, es sind noch vier weitere Spiele – müssen die Düsseldorfer Basketballer, die auf dem letzten Nichtabstiegsplatz liegen alles tun, um noch weitere Punkte zu sammeln. Nach zuletzt acht Niederlagen in Folge dürfte das kein leichtes Unterfangen werden. Im D.SPORTS INSIDE blicken wir darauf, wie die Chancen der ART Giants stehen, auch nächstes Jahr in der 2. Basketball-Bundesliga Pro A zu spielen.
Die Situation: Das letzte Spiel haben die ART Giants gegen die Eisbären aus Bremerhaven am vergangenen Wochenende relativ knapp mit 77:91 verloren. Das Muster war allerdings ähnlich wie in den vergangenen Begegnungen. Es läuft lange mehr als ordentlich, bis dann im späteren Verlauf des dritten Viertels oder dann im vierten Spielabschnitt sich meist der jeweilige Gegner absetzt und das Spiel für sich entscheidet. Da die Mannschaft aktuell nur mit einer Achter-Rotation aufgetreten war, hatte am Samstag sicherlich auch der Kraftfaktor eine Rolle gespielt. Der letzte Sieg stammt übrigens vom 25. Januar mit dem 92:83 gegen Münster. Danach rutschten die Korbjäger aus Düsseldorf auf Platz 16 ab.
Der glückliche Umstand ist bislang, dass die beiden direkten Konkurrenten, die Artland Dragons aus Quakenbrück (17.) und sowie Rasta Vechta II (18.), am Wochenende ebenfalls nicht punkten konnten. Aber schon Bayreuth auf Platz 14 hat drei Siege mehr auf dem Konto bei sechs noch verbleibenden Spielen. Koblenz (15.) hat mit 14 Zählern zwei Punkte mehr erzielt als die Düsseldorfer sowie zudem ein Spiel weniger absolviert. Das Restprogramm der ART Giants mit Spielen in Crailsheim (Platz 4), gegen Tübingen (8.), in Bayreuth, gegen Kirchheim (9.) und am letzten Spieltag zuhause gegen Trier (2.) ist ziemlich anspruchsvoll, was auch daran liegt, dass außer Bayreuth und Kobblenz, die noch mit unten drin stecken, alle anderen genannten Teams noch um bessere Platzierungen für die Play-offs kämpfen. Trier düfte den zweiten Platz bereits sicher haben, wird aber wohl nicht das Spiel abschenken.
Das Personal: Die Größe des Kaders ist vielleicht vergleichbar mit einigen Mitbewerbern, aber in der Qualität gibt es natürlich Unterschiede. Das hing in Düsseldorf aber neben der Etat-Größe auch damit zusammen, dass es fast durchgehend Verletzungsprobleme (u.a. Kayne Henry, Ajare Sanni) gab. Ganz bitter war die Verletzung von Derek Hanes, der sich unmittelbar vor dem ersten Spiel verletzte, ohne dass es eine Möglichkeit gab, jemanden nachzuverpflichten. Auch die Verpflichtungen, die dann aus der Not heraus passieren mussten, waren nicht ausschließlich Volltreffer, wie Justin Tucker und Jarelle Reischel. Brendon Avarette hat Düsseldorf wie auch andere Hoffnungsträger bereits wieder verlassen. So konnte sich das Team durch die Nachverpflichtungen, Abgänge und Verletzungen nie richtig einspielen. Der Verlust von Paul Giese hat das Team schon ziemlich getroffen. Mit diesen Problemen hatte der erste Trainer der ART Giants Andac Yapicier bereits zu kämpfen, und auch nach seiner Beurlaubung war der aktuelle Coach Achmadschah Zazai nicht viel besser dran.
Spielidee: Grundsätzlich lebt das Spiel der ART vom Tempo und einer guten Defensive. Doch wegen des dadurch riskanten Spiels nach vorne, ist immer wieder zu sehen, dass Bälle zu überhastet gespielt werden und die Zahl der Ballverluste meist sehr hoch ist. Zudem war das Spiel vor allem auf die individuelle Starke einzelner Spieler ausgerichtet. So war die Assist-Quote nie beosnders hoch. Zwar wird das durch Kampfgeist wieder ein wenig ausgeglichen, aber zu oft gibt es lange Phasen, in denen die Offensivaktionen einfach nicht gelingen wollen. Zu selten passte zudem die Wurfquote bei den Dreier-Versuchen. Oft genug sieht das Spiel so aus, dass am Ende der 24 Sekunden Angriffszeit Point Guard Isaiah Hart sich verantwortlich fühlt und den Wurf nimmt, den Ball dann aber natürlich nicht aus jeder Situation versenken kann. Zudem muss der Spielmacher oft die meiste Spielzeit absolvieren, was in der Crunch-Time dann zu einem Rucksack wird, der auf ihm lastet. In der Defensive wurde sehr viele, wenn nicht sogar zu viele Konzepte ausprobiert. Aufgrund der Personalwechsel kam keine Konstanz ins Team, weil auch immer wieder auf andere Spieler gesetzt wird/wurde und manche mal viel Spielzeit und dann wieder kaum Minuten bekamen, um ihr Potenzial abzurufen.
Der Trainer: Achmadschah Zazai ist ein Coach, der seinen Spielern das Engagement im Training und an der Seitenlinie vorlebt. Er setzt auf kompromisslosen Einsatz seines Teams, das vor allem in der Defensive mannorientiert möglichst viele Zweikämpfe gewinnen soll. „Wir werden auch weiterhin nur Spiele gewinnen können und in der Liga bleiben, wenn die Defensive stimmt.“ Sein Engagement hat der Mannschaft gutgetan, aber letztlich wenig an den komplexen Problemen der Mannschaft geändert. Dennoch ist er ein Trainer, mit dem man sich identifizieren kann.
Die Stimmung: Immer noch kommen für eine Mannschaft, die in der zweithöchsten deutschen Spielklasse Basketball spielt, zu wenig Zuschauer ins Castello. Die Stimmung ist nur dann gut oder besser, wenn sich über 1.000 Zuschauer in der Halle befinden. Doch meist machen die Gäste-Fans mehr Betrieb als die heimischen Anhänger. Daher will man viel mehr Jugendliche, Schüler und letztlich auch Familien in die Hallen locken, um diesen Nachteil auszugleichen. Denn in den meisten Heimstätten der Konkurrenz ist richtig was los und die Unterstützung dort deutlich besser. Darunter “leiden” auch die Spieler, die sich auch gegen Teams wie Münster oder Hagen mal eine Halle wünschen, die fast komplett hinter ihnen steht.
Der Hintergrund: Im Herbst wurde es sehr unruhig um das Projekt der SG ART Giants. Es kündigte sich ein struktureller Umbruch an. Der Klub meldete, dass sich in Thilo von Tongelen einer der beiden bisherigen Geschäftsführer zurückzieht. Im Game-Day-Faltblatt wird er inzwischen als Ligaverantwortlicher geführt. In Sachen Spieltags-Organisation, beim Marketing und Ticketing läuft längst noch nicht alles perfekt ab. Da gibt es weiteren Steigerungs-Bedarf trotz der wichtigen Hilfe der Ehrenamtler. Im Sponsoring soll auf langfristige Sicht der neu gegründete „Club 100“ helfen, jedoch bislang befindet sich das Projekt noch im Aufbau und nur ein Bruchteil dieser Zahl von 100 Sponsoren ist aktuell erreicht worden. Man hofft, irgendwann 500.000 Euro pro Jahr auf diesem Weg erschließen zu können. Auch um die Mannschaft mittelfristig in die Play-offs zu bringen und Identifikationsfiguren der Mannschaft längerfristig zu halten, ist dies unbedingt nötig.
Mit D.SPORTS INSIDE liefern wir ab sofort regelmäßig tiefergehende Analysen und Insights rund um die Düsseldorfer Topklubs und den Düsseldorfer Spitzensport.