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Vom Papiertiger zum Aufstiegskandidaten

Fortunen sehen noch Chancen, nach oben zu kommen

Foto: Kai Kuczera

von Norbert Krings

Für Fortuna Düsseldorf zählt jetzt nur noch der Blick nach vorne. Rang sieben in der 2. Fußball-Bundesliga wäre auch jetzt schon in Ordnung, wenn der punktemäßige Abstand zur Tabellenspitze mit sieben, acht und zehn Zählern zu den drei ersten Plätzen nicht schon so groß wäre. Als ernsthafter Jäger der Spitzenklubs müsste die Fortuna einen Superstart ins Jahr 2023 erwischen und gegen Magdeburg, in Paderborn, gegen Sandhausen und in Fürth neun oder sogar zehn Punkte holen. Und genauso das trauen viele Fans und große Teile des Umfeldes der Mannschaft aus verschiedenen Gründen nicht zu.

Für Fortunas Außenverteidiger Matthias Zimmermann ist es derzeit schon fast eine Beleidigung, wenn er darauf angesprochen wird, dass die Chance zum Eingreifen in des Aufstiegskampf angesichts des Rückstandes auf die Spitzengruppe wohl überhaupt nicht realistisch sei. „Warum wird das in Düsseldorf immer so negativ gesehen“, fragt der 30-Jährige, der den Rückstand von sieben Punkten auf Platz drei und acht Zählern auf Platz zwei für durchaus aufholbar hält. „Zimbo“ will mit seinen Teamkameraden die Rolle des Jägers so gut besetzen, dass sich die Vorsätze für das Neue Jahr also sofort zu Beginn der Rückrunde zeigen werden. „Wir sind Jäger und man wird sehen, wohin die Reise gehen wird.“

Matthias Zimmermann geht voran. Foto: Kenny Beele

Warum gibt es aber diese Zweifel? Natürlich ist es für Düsseldorf typisch, dass eher schwarzgesehen wird, als sich kompromisslos und mit selbstloser Unterstützung hinter die Fortuna zu stellen. Immer wieder wird ein Haar in der Suppe gefunden oder herumgemäkelt, dass dies oder das nicht funktionieren kann. Die Mannschaft braucht aber eine Rückendeckung, die auch kleine Krisen aushält.

Es wird nicht leicht, die Diskussionen um den Weggang von Dawid Kownacki auszublenden. Die Sorge, dass ein guter Ersatz gefunden wird, ist groß. Allerdings sollte man sich da auf die Anstrengungen hinter den Kulissen von Sportdirektor Christian Weber und Sportvorstand Klaus Allofs verlassen, die versuchen, eine passende Lösung zu finden. Zeit genug ist ja bis zum Beginn der neuen Saison vorhanden – was man für die finanziellen Möglichkeiten allerdings nicht behaupten kann. Kreativität und Improvisationstalent sind bei der Fortuna mal wieder absolut verlangt.

Christoph Klarer – immer ein Aktivposten im Spiel der Fortuna. Foto: Kenny Beele

Gefährlich kann ein Verkauf von Christoph Klarer in dieser Wintertransferperiode werden. Er war wohl über die gesamte Hinrunde gesehen der formstabilste Spieler der Fortuna. Seine Stellung innerhalb der Mannschaft hat sich vom Platzhalter für verletzte Stammspieler wie Andre Hoffmann oder Jordy de Wijs hin zu einem Führungsspieler verändert. Es wäre fatal, ihn nun abzugeben. Denn es ist nicht 100prozentig gewährleistet, dass Hoffmann und de Wijs fit bleiben. Und auch Tim Oberdorf hat von der starken Form des Österreichers eindeutig profitiert. Einziger Vorteil eines Klarer-Abschiedes wäre, dass frisches Geld in die Vereinskasse käme, um eventuell noch einmal auf den Flügelpositionen nachlegen zu können. 

Die offenen Baustellen müssen geschlossen werden

Über die Baustellen, die noch nicht geschlossen werden konnten, ist immer wieder berichtet worden. Matthias Zimmermann glaubt aber, dass sich vieles inzwischen verbessert hat, die Abspielfehler minimiert wurden, die überflüssigen Patzer der letzten Minuten ebenfalls der Vergangenheit angehören und auch die Torgefährlichkeit sich wieder erhöhen wird, wenn Daniel Ginczek wieder völlig fit sein wird und Kownacki nicht immer durchspielen muss. Ihm war eine gewisse Müdigkeit am Ende der Hinrunde schon deutlich anzumerken. Zudem sollte man davon ausgehen können, dass das Verletzungspech nicht wieder so hart zuschlagen wird.

Was macht aber einen Matthias Zimmermann so optimistisch in Sachen Aufstiegskampf? Womit lässt sich der positive Ausblick begründen? Zum einen ist mit einer Siegesserie in der 2. Bundesliga viel zu erreichen, da die Klasse sehr ausgeglichen ist. Zudem hat die Fortuna auch in der Rückrunde der vergangenen Saison gezeigt, dass sie richtig heiß laufen kann, wenn sie erst einmal Blut geleckt und Gefallen an einer Siegesserie gefunden hat.

Marcel Sobottka – hier im roten Triko – weiß seine Mannschaft mitzureißen. Foto: Kenny Beele

Das lässt sich auch aus der Thioune-Tabelle der vergangenen Saison ablesen. Nachdem der neue Trainer bei der Fortuna übernommen hatte, holte die Fortuna 24 Punkte und damit nur einen weniger als Werder Bremen im gleichen Zeitraum und nur vier weniger als der spätere Zweitliga-Meister Schalke 04. Wären von den Fortunen in diesem Zeitraum nicht so viele Punkte noch jeweils in den letzten Minuten vergeben worden, hätte das Ergebnis noch mehr für Daniel Thioune und seine Arbeit gesprochen.

Warum also sollte das nicht erneut möglich sein, dass Trainer und Mannschaft so eng zusammenrücken? Natürlich müsste fast alles optimal laufen. Aber wie zeigte auch das Beispiel des FC St. Pauli, der zur Saisonhälfte 21/22 damals klarer Aufstiegsfavorit war und dann doch noch von den Jägern überholt wurde – es ist noch viel möglich. Zudem rechnet niemand mehr in der Liga noch ernsthaft mit der Fortuna, was ebenfalls eine gute Chance darstellt, etwas unbeachteter von der Konkurrenz Boden gut zu machen. Jetzt die Flügel hängen und die Saison ausklingen lassen, kann für keinen Fortunen in Frage kommen. Der Ehrgeiz ist angestachelt, und der immerwährende Kampf gegen die Zweifler in Düsseldorf und im Umfeld ist nicht neu. Jetzt kann Fortunas Mannschaft zeigen, dass sie echte Kerle hat, die sich auch gegen Widerstand durchsetzen können. Einer ist sicherlich Matthias Zimmermann. Er wird jedenfalls mit gutem Beispiel vorangehen.

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