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10 Fragen – 10 Antworten zur DEG

So kann die DEL nicht spielen

Foto: DEG

von Bernd Schwickerath

Diese Woche trafen sich die 14 Klubs aus der Deutschen Eishockey Liga (DEL) in Frankfurt, um die Lage in der Corona-Pandemie zu erörtern. Die ist ernst, es fehlen Millionen Euro. Aktuell weiß niemand so recht, wie die DEL und damit auch die Düsseldorfer EG Mitte November in die Saison starten wollen. Wir beantworten die wichtigsten Fragen.

1. Reden wir nicht lange drumherum: Wird die DEL spielen?

Das ist die große Frage. Offiziell ist eine Absage der Saison gar kein Thema. „Da ist in Frankfurt nicht ein Wort drüber geredet worden“, sagt DEG-Geschäftsführer Stefan Adam. Und auch Jürgen Arnold versichert: „Alle Klubs wollen unbedingt spielen.“ Was der DEL-Aufsichtsratschef allerdings auch sagt: „Unter den derzeitigen Rahmenbedingungen ist dies wirtschaftlich nicht seriös darstellbar.“ Sollten sich eben jene Rahmenbedingungen nicht schnell ändern, ist also mindestens der Saisonstart am 13. November in Gefahr.

2. Was fehlt der DEL?

Geld. Nach eigenen Angaben rund 60 Millionen Euro im Vergleich zu einer normalen Saison. Was fast die Hälfte des Gesamtumsatzes einer Spielzeit von rund 130 Millionen Euro bedeuten würde. Alleine, also „ohne die Hilfe Dritter“ (Arnold), könne man das Geld nicht aufbringen. Was bedeutet: Die Liga will Geld vom Staat und/oder den Bundesländern, sonst wird sie nicht starten können.

3. Sind die 60 Millionen Euro realistisch?

Schwer einzuschätzen. Einerseits haben die meisten Klubs in den vergangenen Monaten Geld gespart, Spieler und weitere Angestellte sind in Kurzarbeit und verzichten auf Teile ihres Gehalts. Andererseits kommt derzeit (und noch mindestens für ein paar Wochen) so gut wie kein Geld rein – und sollte es irgendwann losgehen, werden die aktuell erlaubten 20 Prozent der Zuschauer-Kapazität nicht reichen, um die Ausgaben zu decken. Zudem werden die Kosten durch regelmäßige Corona-Tests und die Umsetzung der Hygienekonzepte für Training, Heimspiele und Reisen steigen.

4. Die Probleme haben andere Ligen auch. Warum wollen die starten, die DEL aber nicht?

Weil sie nicht so abhängig von Zuschauereinnahmen sind. Die DEL ist außerhalb des Fußballs die Liga mit den meisten Fans in ihren Hallen – vergangene Saison mehr als 6500 im Schnitt, Handball- und Basketball-Bundesliga liegen unter 5000, in der DEL 2 waren es knapp 2800, in der Oberliga unter 2000. Auch diesen Ligen schmerzt eine Beschränkung auf 20 Prozent der Kapazität, aber nicht so sehr wie der DEL. Im Ausland ist die Lage noch mal anders: In Ländern wie der Schweiz, Schweden, Finnland oder Russland dürfen mehr Fans in die Hallen, zudem haben die Ligen deutlich lukrativere TV-Verträge.

5. Warum ist die DEL so abhängig von Zuschauern in ihren Hallen?

Weil die Klubs verhältnismäßig wenig durch die Zentralvermarktung wie TV-Geld oder Ligasponsoren verdienen. DEL-Chef Gernot Tripcke schätzt den Anteil der Zuschauereinnahmen am Gesamtumsatz auf „bis zu 80 Prozent bei den Klubs“. Denn die verdienen auch an den Imbissständen, am Fanshop oder durch „nicht TV-relevante Werbung“. Gemeint ist Werbung nur für die Zuschauer in den Hallen: auf dem Videowürfel oder den Digitalanzeigen, in den Umläufen oder im Stadionheft, Programmpunkte oder Spielchen mit den Zuschauern, die nach Sponsoren benannt werden. XY präsentiert das und das. All die Einnahmen sinken, wenn weniger oder gar keine Zuschauer in der Halle sind.

6. Aber sollte es zum Ausgleich nicht Geld vom Staat geben?

Sollte es, es gibt ein 200-Millionen-Euro-Paket für den Profisport vom Bund. Jeder Klub außerhalb der beiden Fußball-Bundesligen soll bis zu 800.000 Euro für entgangene Ticketeinnahmen von April bis Dezember 2020 bekommen können. Allerdings gibt es eine EU-Richtlinie, nach der Antragsteller Ende 2019 ihr Stammkapital nicht um mehr als 50 Prozent aufgebraucht haben durften – was auf diverse DEL-Klubs zutrifft. Also können sie das Geld aktuell nicht beantragen. Auf die Tücken der Richtlinie habe die Liga nach Eigenaussage bei den Gesprächen mit der Politik hingewiesen, allerdings erfolglos.

7. Wie versucht die Liga, an das Geld zu kommen?

Nach dem Treffen am Montag veröffentlichte sie ein Statement zur aktuellen Lage. In der setzt sie der Politik ein Ultimatum, auch wenn die Liga es nicht als solches verstanden wissen will. „Nur wenn uns bis zum 2. Oktober verbindliche Zusagen vorliegen, werden wir am 13. November in die Saison starten“, wird Aufsichtsrat Arnold zitiert. Für was die Liga genau Zusagen will, steht da nicht drin, aber es dürfte klar sein, dass es dabei erstens um (abrufbare!) Finanzhilfen geht, zweitens um eine Neubewertung der Zuschauerfrage. Anstatt der pauschalen 20 Prozent drängt die Liga darauf, dass die individuellen Hygienekonzepte für jede einzelne Halle Anwendung finden. „Es ist nicht nachvollziehbar, warum, wenn ich doch alle wichtigen Kriterien erfülle, um den Schutz der Gesundheit zu gewährleisten, eine pauschale Auslastungsdeckelung von 20 Prozent greift“, sagt DEG-Chef Adam.

8. Wie sieht das Konzept der DEG für den Dome aus?

Im „Idealfall“ könnten um die 6000 der 13.205 Tickets verkauft werden. Das wären zwar deutlich weniger als der Zuschauerschnitt der Vorsaison von 8642 (65 Prozent Auslastung), aber eben auch deutlich mehr als die aktuell erlaubten knapp 2600 (20 Prozent). Erst recht, wenn erst mal alle Steh- in Sitzplätze umgewandelt sind, dann dürften noch knapp 2300 Plätze besetzt werden – was nicht mal für die Dauerkarten reichen würde.

9. War das Ultimatum also notwendig?

Darüber streiten sich die Geister. Die DEL drehte in ihrer Stellungnahme gleich das ganz große Rad. Werde ihr nicht geholfen, sei die Zukunft eines ganzen Sports in Gefahr. „Es geht um die gesamte Liga, unsere Nationalspieler, unsere Nachwuchs- und Jugendteams, unsere Fans sowie um tausende Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter bei den Klubs und im direkten Umfeld.“ Da könnten sich manche Politiker auf den Schlips getreten fühlen. Es gibt in der Corona-Pandemie schließlich drängendere Probleme als Eishockey, da will sich niemand von Vertretern eines Randsports in die Enge drängen lassen, allein für dessen Zukunft verantwortlich zu sein. Der „vermeintliche Hilferuf“ lese sich „wie eine absurde Lösegeldforderung“, kommentierte die „Süddeutsche Zeitung“ das Ultimatum. Auch in der Zuschauerfrage wird es schwer sein, zum Erfolg zu kommen. Es kann ja niemand sagen, wie die Corona-Zahlen in ein, zwei oder drei Monaten aussehen. Anderseits muss die Liga nun laut sein, ihr rennt die Zeit davon. Vom 2. Oktober bis zum 13. November sind es nur sechs Wochen. Also braucht sie spätestens bis dahin klare Ansagen, was Hilfsgelder und Zuschauer angeht, um endlich guten Gewissens in die Vorbereitung starten zu können.

10. Wie sieht die Vorbereitung bei der DEG aus?

Die Spieler sind weiter in Kurzarbeit und trainieren individuell, hin und wieder zwar in privaten Kleingruppen auf dem Eis, ein offizielles Mannschaftstraining mit vollem Kader, Trainern und Übungen sieht aber anders aus. Andere Teams wie Red Bull München sind schon voll dabei und machen auch Testspiele, bei der DEG soll es erst losgehen, wenn es eine verbindliche Zusage für den Saisonstart gibt. Lediglich Max Kammerer spielt aktuell in der österreichischen Liga. Wenn die Vorbereitung beginnt, soll auch der Kader komplett sein, dafür sucht Niki Mondt noch einen Verteidiger. Der Manager hat diverse Kandidaten auf der Liste: „Wenn wir wissen, dass es losgeht, werden wir kurzfristig einen Verteidiger verpflichten.“

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